Es war ein spannendes Experiment. 18 Interessierte. Ein paar Handys. Eineinhalb Stunden Zeit. Ich war selbst skeptisch, ob es klappen wird. Andererseits habe ich beinahe grenzenloses Vertrauen in Herbert.
Wie kann man Lernen spannend gestalten?
Aber nun erst einmal von vorn. Als klar war, dass es auch dieses Jahr die Wuerzburg WebWeek geben wird, war auch klar, dass wir von Vizthink Franken wieder mitmischen würden. Und die Frage, was wir anbieten, etwas, das etwas mit visuellem Denken zu tun hat und mit digitalen Medien, war beantwortet, kaum, dass sie gestellt war: Kurze Lernvideos. Herbert beschäftigt sich seit einiger Zeit damit und auch ich bin gerade an dem Thema dran.
Wir wussten nicht, ob es klappen wird. Es hatten sich knapp 20 Personen unverbindlich angemeldet. Nur wenige davon kannten wir schon. Würden sie sich auf das Experiment einlassen? Wahrscheinlich. Sonst hätten sie sich wohl nicht angemeldet. Aber wird es möglich sein, in eineinhalb Stunden in das Thema einzuführen, eine Geschichte für ein Video zu entwickeln, den Film zu drehen und die verschiedenen Filme dann auch noch anzuschauen? Würde überhaupt die Technik mitspielen?
Viele offene Fragen.
Von so etwas lassen wir uns allerdings nicht beeindrucken. Wir haben schon 15 Meetups hinter uns und bisher hat es immer geklappt. Auch diesmal hatten wir eine tolle Location: Das Ideenlabor des ZDI. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Christian Andersen, der mir sofort zusagte, als ich fragte, ob wir dort unser Meetup veranstalten dürften.
Das ZDI ist im ehemaligen Flugplatztower am neu entstehenden Stadtteil Hubland (vorher Kasernengelände der US-amerikanischen Streitkräfte). Das Ideenlabor darin ist sehr offen gestaltet. Hell, Holzboden, mehrere Sektionen abgetrennt, so dass man auch mit mehreren Gruppen gleichzeitig arbeiten kann. Jede dieser Sektionen ausgestattet mit einem großen Monitor. Überall hängen Tobias Greissings Ideenbretter. Eine Regalwand ist vollgestopft mit Lego, Pfeifenreinigern, Pappen, Bällen, Klammern. Alles, was man für ein schönes Design-Thinking-Projekt braucht.
Visuelle Denker
Letzten Dienstag war es dann also so weit. Außer Susanne, Herbert, Christian und mir waren 14 visuelle Denker da; kurze Begrüßung durch Christian als Hausherr; kurze Begrüßung durch Ute Mündlein als „Chefin“ der Wuerzburg WebWeek; Susannes, Herberts und meine übliche Vorstellung. Und dann übernahm Herbert. Seine „Show“.
Und das Thema Film/Video begann bereits bei der Vorstellungsrunde: Wir bekamen die Aufgabe von Herbert, für unseren persönlichen Monat März einen (durchaus reißerischen) Filmtitel zu finden. Diesen schrieben wir auf ein großes PostIt, das wir uns auf die Brust hefteten. Und dann befanden wir uns auf einer fiktiven Cocktailparty, auf der wir die anderen ansprechen sollten. Natürlich auf ihre Filmtitel. “Was? Du bist der Macher von »Buchpiraten«?”. War sehr witzig und man erfuhr in kurzer Zeit viel von seinem Gegenüber. Es brauchte schon einen energischen Pfiff, um die Teilnehmer davon loszureißen. Sonst hätte das noch den ganzen Abend so weiter gehen können.
Dann zeigte Herbert zwei Videobeispiele aus der Schule. Bei einem hatten Schüler eine Szene nachgestellt, mit der sie „Pfandleihhaus“ erklärten. Bei einem anderen probierten sich Schüler mit StopMotion aus.
Unterricht im Mittelalter
Im Anschluss entführte uns Herbert mit seinem Impulsvortrag ins Mittelalter. Die Malerei aus einem Buch von Henricus de Alemannia aus dem 14. Jahrhundert zeigt eine Unterrichtsszene: Der Lehrer hält eine Vorlesung. Sein Publikum: Ganz wenige sind aufmerksam. Einer schläft. Einer flirtet mit der Nachbarin. Einer schaut gelangweilt in die Gegend. Die Beschreibung könnte aus einer aktuellen Schulszene stammen. Fazit: Seit dem Mittelalter hat sich unser Unterricht praktisch nicht verändert.
Weiter in seiner Präsentation geht Herbert auf Aufmerksamkeitsspanne und Vergessenskurve ein. Zum Abschluss versucht Herbert, Gelingensfaktoren für Wissensvermittlung zu formulieren. Zum Beispiel kurze Einheiten anbieten und statt nur Antworten zu geben, lieber auch Fragen zu stellen. Aber das klingt jetzt viel länger als es war. Nach dieser kurzen theoretischen Einführung starten wir in die Praxis.
Wir bilden vier Gruppen. Erste Aufgabe: schaut euch eure Filmtitel aus der Vorstellungsrunde an. Findet die Gemeinsamkeit. Daraus formuliert wir einen gemeinsamen Filmtitel. Gar nicht so einfach. Und das ganze natürlich unter Zeitdruck.
Nicht viel Zeit
Nächste Aufgabe: entwickelt ein kurzes Storyboard für euren Film. Hierfür hatten wir Blätter vorbereitet. Ein Feld für eine kleine Skizze, ein Feld für den zu sprechenden Text und eines für Regieanweisungen. Zehn Minuten Zeit. Das war leider nicht zu schaffen und so spendierte Herbert uns noch einmal fünf Minuten mehr.
Aber an Pause war nicht zu denken. Sofort ging es an die Umsetzung. Meine Gruppe versuchte, mit den für das Design Thinking vorhandene Materialien so etwas ähnliches wie einen Animationsfilm zu gestalten. Eine andere Gruppe setzte ihre Idee mit einem Interview mit verschiedenen Interviewpartnern um. Eine Gruppe filmte einen fiktiven Vortrag. Und in die letzte Gruppe machte so etwas wie einen kurzen Dokumentarfilm.
In allen Ecken des Raumes herrschte emsige Betriebsamkeit. Und mehr als nur einmal war wildes Gelächter zu hören. Also, der Spaßfaktor ganz sicher nicht zu kurz.
Technik-Magie
Einen kurzen Film in einer viertel Stunde zu drehen: was für eine Herausforderung. Aber alle vier Gruppen wurden rechtzeitig fertig.
Jetzt wäre es natürlich schön, wenn jetzt hast du alle Filme auf der großen Leinwand anschauen könnten. Aber zum Glück ist das ZDI mit modernste Technik ausgestattet. Nach ganz kurzen Anlaufschwierigkeiten konnten alle ihre Handys mit dem Beamer drahtlos verbinden. Und so konnten wir tatsächlich alle vier Filme anschauen.
Nicht nur das drin der Filme hat viel Spaß gemacht, auch die Filme an der anderen zu sehen war toll. In der Abschlussrunde äußerten sich entsprechend alle begeistert. Viel gelernt in den eineinhalb Stunden.
Ich freue mich schon auf unser nächstes MeetUp.
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