Als Visualisierer:innen kommen wir manchmal an den Punkt, an dem unsere wunderbare Visuelle Bibliothek nicht mehr ausreicht: weil sie zu fremd sind, fehlen die Bilder. Oder die Bilder, die ich im Kopf habe, sind zu »delikat«, sprich: zu speziell, zu grausam, zu traurig.
Darum ging es beim „let’s draw about sex“ Vizthink Berlin. Nicht nur um Bienchen und Blümchen, sondern ganz im Gegenteil, es ging um sehr wichtige und schwer zu visualisierende Themen.
Denn wer hat schon gerne Bilder von Krieg, Rassismus oder Krankheit im Kopf?
Gerade, wenn ich nicht direkt ein Bild im Kopf habe, ist es umso schwerer, ein Bild zu finden, dieses auf das Wesentliche herunterzubrechen und darzustellen.
Wie kann ich toxische Männlichkeit, Behinderung oder Alltagsrassismus visualisieren? Und habe ich dann endlich ein Bild gefunden, muss ich ebenso den Kontext und das Publikum beachten. Sei es eine Bombe für Gefahr oder ein Rettungsring für Rettung, für Kriegsflüchtlinge z.B. sind diese Bilder natürlich ganz anders belegt und können Traumata wieder aufrütteln. Auch beim Thema Behinderung – wer ist hier eigentlich behindert? Sind Menschen wirklich behindert oder werden sie einfach von einer ignoranten Mehrheit behindert gemacht?
So merkten alle Teilnehmer:innen bei dem Vitzhink Berlin zum Thema „let’s draw about sex“, dass wir dieses große und wichtige Thema nur ankratzten. Denn es gibt so viel zu beachten und vor allem so viel zu lernen und zu reflektieren. Als Visualisierer:innen haben wir ja auch immer – wie Ben es so schön nannte – eine „Graphic Responsibility“.
Um es kurz zu sagen: In diesem Meeting wurde uns bewusst, gerade, wenn wir als Visualisierer:innen diese wichtigen Themen behandeln, ihnen eine visuelle Kommunikation geben, können und sollten wir noch ganz viel lernen! Wir können über den Tellerrand schauen, uns informieren und reflektieren.
So war der Austausch so wichtig und gut, weil wir allein dadurch schon neue Blickwinkel kennenlernten, neue Betrachtungsweisen fanden und uns gegenseitig für diese wichtigen Themen sensibilisierten. Aber genauso ermutigte es, uns damit auseinanderzusetzen und damit zu beschäftigen.
Schade, dass wir „nur“ die zwei Stunden hatten, denn wir merkten: Das ist wirklich nur die Spitze des Eisberges! Und so kam die Idee auf, ein neues Meetup oder Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen zu machen.
Text von Lena Wenz. Danke Lena!
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